E.T.A. Hoffmanns Kurzgeschichte erzählt vom Wahn Nathanaels, der in die Selbstzerstörung führt. Der Sandmann verfolgt ihn, um seine Augen auszureißen. Im Wetterglashändler Coppola vermutet er den Advokaten Coppelius, der grausame Experimente an seinem Vater vollzogen haben soll. Genährt von seinem Kindheitstrauma ist für Nathanael klar, dass dieser Mann in Wahrheit der Sandmann ist. Er verliert den Blick für die Unterscheidung von Wahrheit und Fiktion. Die Bilder in seinem zerrütteten Geist überschlagen sich bis in den Wahnsinn und schließlich in den Tod.
Die Inszenierung spielt mit düsterer Bildsprache, in der Wahrheit und Lüge, Realität und Illusion, Traum und Wachzustand verschmelzen. E.T.A. Hoffmanns Werk scheint wie eine Metapher zu wirken, die das Verhältnis von Mensch und Maschine mit der Frage nach der Realität und Virtualität kontextualisiert. Die Erweiterung des menschlichen Körpers durch Maschinen setzt sich nun fort in einer Erweiterung des menschlichen Geistes durch Digitalisierung. DER SANDMANN wird hier als schauriges Märchen über die Gefahren dieser Verschmelzung gelesen und inszeniert.
Mit: Jonas Herkenhoff, Thomas Ritzinger
Regie: Thomas Ritzinger
"Theater total: nachdenklich, tiefgreifend, sehenswert."
RGA, 26.09.2020
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